Faszien – was eine lange Zeit nur einem erlesenem Kreis von Therapeuten ein Begriff war, ist heute zu einer Art Gesundheitstrend geworden, der in Sachen Körperbewusstsein stark an Bedeutung gewonnen hat und auch aus Fitnessstudios nicht mehr wegzudenken ist. Doch was genau sind eigentlich Faszien, was bringt das Training, und für wen ist es geeignet?
Was sind Faszien?
Faszien sind ein Netzwerk aus Bindegewebe, das sich wie ein dreidimensionales Netz durch unseren gesamten Körper zieht. Sie umhüllen Muskeln, Organe, Knochen und Nerven und geben dem Körper seine Form und Stabilität. Faszien bestehen hauptsächlich aus Kollagen und haben die Aufgabe, die Strukturen im Körper miteinander zu verbinden, sie zu schützen und zu stützen. Das Fasziengewebe beeinflusst unsere Beweglichkeit, unsere Körperhaltung und ist ein wichtiger Faktor für das Wohlbefinden.
Faszien können durch Bewegungsmangel, Verletzungen oder Fehlhaltungen verkleben oder verhärten, was zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen kann. Genau hier setzt das Faszien-Training an.

Was ist Faszien-Training?
Faszien-Training ist eine spezielle Form des Trainings, die darauf abzielt, das Fasziengewebe zu pflegen, elastisch zu halten und Verklebungen zu lösen. Dabei werden bestimmte Techniken verwendet, um die Beweglichkeit zu erhöhen, die Durchblutung zu verbessern und Schmerzen zu lindern.
Ein wesentlicher Bestandteil des Faszien-Trainings ist die Verwendung einer Faszienrolle, auch bekannt als Foam-Roller. Mit Hilfe dieser Rolle werden durch Selbstmassage Verklebungen im Bindegewebe gelöst. Daneben gibt es spezielle Dehnübungen, dynamische Bewegungen und federnde Elemente, um die Faszien elastisch zu halten und die Belastbarkeit zu steigern.
Die Ursprünge und Entwicklung des Faszien-Trainings
Die Bedeutung der Faszien für unsere Gesundheit und Beweglichkeit ist keine völlig neue Erkenntnis, allerdings wurde das Wissen erst in den letzten Jahren verstärkt durch moderne Forschung in das Bewusstsein der Sport- und Gesundheitswelt gerückt. Einer der führenden Köpfe in der Erforschung der Faszien ist Dr. Robert Schleip, ein deutscher Humanbiologe und Faszienforscher. Seine Arbeit hat wesentlich dazu beigetragen, das Verständnis der Rolle von Faszien im Körper und ihre Bedeutung für die Gesundheit zu vertiefen.
Das Faszien-Training selbst basiert auf traditionellen Techniken wie Dehnen und Massage, wurde aber durch die Forschung und neue Hilfsmittel wie die Faszienrolle auf ein neues Niveau gehoben.
Die Vorteile
Verbesserung der Beweglichkeit: Regelmäßiges Faszien-Training macht das Bindegewebe flexibler und elastischer. Dies verbessert die allgemeine Beweglichkeit und erleichtert alltägliche Bewegungen.
Schmerzlinderung: Verklebte Faszien können Schmerzen verursachen, die oft als muskuläre Beschwerden wahrgenommen werden. Durch gezieltes Training werden Verklebungen gelöst, was zu einer signifikanten Schmerzlinderung führen kann.
Förderung der Regeneration: Nach intensiven sportlichen Aktivitäten hilft Faszien-Training dabei, die Muskeln schneller zu regenerieren, indem es die Durchblutung fördert und Abbauprodukte schneller abtransportiert.
Verbesserung der Körperhaltung: Eine bessere Elastizität der Faszien sorgt dafür, dass der Körper weniger Spannung und Steifheit aufbaut, was langfristig zu einer verbesserten Körperhaltung führt.
Verletzungsprävention: Elastische Faszien reduzieren das Risiko von Verletzungen, da der Körper bei plötzlichen Bewegungen oder Fehlbelastungen besser reagieren kann.
Für wen ist das Faszien-Training geeignet?
Das Schöne am Faszien-Training ist, dass es grundsätzlich für jeden geeignet ist. Egal ob jung oder alt, sportlich oder eher inaktiv – jeder kann von den Vorteilen des Trainings profitieren. Hier sind einige Gruppen, die besonders stark von Faszien-Training profitieren können:
- Sportler: Für Sportler ist Faszien-Training ein wertvolles Mittel zur Verbesserung der Leistung und zur Unterstützung der Regeneration nach dem Training.
- Menschen mit Bürojobs: Menschen, die viel sitzen, neigen oft zu Verspannungen und verklebten Faszien im Rücken- und Nackenbereich. Faszien-Training kann hier helfen, die Beweglichkeit zu verbessern und Verspannungen zu lösen.
- Senioren: Mit zunehmendem Alter wird das Fasziengewebe steifer. Regelmäßiges Faszien-Training kann dazu beitragen, die Beweglichkeit zu erhalten und das Risiko von Stürzen zu verringern.
- Personen mit chronischen Schmerzen: Menschen, die unter chronischen Rückenschmerzen oder anderen muskulären Beschwerden leiden, können durch Faszien-Training eine deutliche Linderung erfahren.
Wie sieht eine typische Trainingseinheit aus?
Ein Faszien-Training besteht in der Regel aus verschiedenen Komponenten, um das Gewebe ganzheitlich zu stimulieren:
- Selbstmassage mit der Faszienrolle: Dabei wird eine Faszienrolle oder ein Ball genutzt, um gezielt Druck auf das Bindegewebe auszuüben und Verklebungen zu lösen. Man rollt langsam über verspannte Körperbereiche, bis der Druck nachlässt.
- Dehnübungen (Stretching): Langsame, tiefe Dehnungen, die auch federnde Elemente beinhalten, helfen, die Faszien elastisch zu halten.
- Dynamische Bewegungen: Federnde und schwingende Bewegungen regen das Bindegewebe an und sorgen dafür, dass es nicht starr wird.
- Beweglichkeitsübungen: Übungen, die den gesamten Bewegungsradius eines Gelenks nutzen, um das Fasziengewebe zu dehnen und elastisch zu halten.
Tipps für den Einstieg
Mit kurzen Einheiten beginnen: Wenn Sie neu im Faszien-Training sind, reichen bereits 10-15 Minuten am Tag, um erste positive Effekte zu spüren.
Achten Sie auf Ihren Körper: Bei der Selbstmassage sollte der Druck als angenehm empfunden werden. Ein leichter Schmerz kann normal sein, jedoch sollte das Training nicht unangenehm werden.
Regelmäßigkeit ist der Schlüssel: Für langfristige Ergebnisse sollte das Faszien-Training mehrmals pro Woche in Ihre Routine integriert werden.
Wer darf Faszientraining anbieten?
Faszien sind ein wichtiger Bestandteil des menschlichen Körpers, und ihre Behandlung und Pflege spielen in vielen Gesundheits- und Bewegungsberufen eine Rolle. Als aller erstes denkt man sicher an Masseure, an Physiotherapeuten, an Schmerztherapeuten, Chiropraktiker und an Osteopathen, aber auch Sport- und Bewegungstherapeuten sowie immer mehr Personal Trainer haben sich auf Faszien und ein entsprechend zielgerichtetes Training spezialisiert. Faszien sind ein wichtiger Bestandteil des menschlichen Körpers, und ihre Behandlung und Pflege spielen in vielen Gesundheits- und Bewegungsberufen eine Rolle.
Muss ich beim Kauf der Faszienrolle etwas beachten?

Um sicherzustellen, dass die Rolle den individuellen Bedürfnissen entspricht und vor allem das bestmögliche Trainingsergebnis erzielt werden kann, gibt es beim Kauf einer Faszienrolle einige Aspekte zu beachten:
1. Härtegrad der Rolle
- Weiche Rollen: Diese sind besonders gut für Anfänger und Menschen geeignet, die empfindlich auf Druck reagieren oder unter starken Schmerzen leiden. Eine weiche Rolle ist sanfter zur Muskulatur und hilft, sich langsam an das Faszien-Training zu gewöhnen.
- Mittlere Härte: Eine Rolle mittlerer Härte ist eine gute Allround-Wahl, die für die meisten Menschen geeignet ist. Sie bietet eine effektive Massage, ohne zu schmerzhaft zu sein.
- Harte Rollen: Härtere Faszienrollen sind für fortgeschrittene Nutzer geeignet, die an intensiverem Druck interessiert sind. Sie bieten eine tiefere Massage und sind besonders nützlich bei hartnäckigen Verklebungen. Allerdings kann der Druck schmerzhaft sein, besonders wenn man noch nicht daran gewöhnt ist.
2. Größe und Form der Faszienrolle
- Standardgröße (ca. 30-45 cm Länge): Diese Rollen sind universell einsetzbar und eignen sich gut für die meisten Körperbereiche wie Rücken, Oberschenkel und Gesäß.
- Mini-Rollen: Kurze Rollen (etwa 15 cm) sind ideal für gezielte Massagen an kleineren Körperbereichen wie Füßen, Armen oder Nacken. Sie sind auch praktisch für unterwegs.
- Lange Rollen (über 60 cm): Längere Rollen eignen sich gut für Übungen, die den ganzen Rücken betreffen. Sie sind auch praktisch, wenn man die Stabilität der Rolle bei Übungen auf dem Boden bevorzugt.
3. Struktur der Faszienrolle
- Glatte Rollen: Glatte Rollen sind ideal für Einsteiger, da sie eine gleichmäßige Druckverteilung bieten. Sie eignen sich gut für großflächige Anwendungen und bieten eine eher sanfte Massage.
- Genoppte oder geriffelte Rollen: Diese Rollen haben eine ungleichmäßige Oberfläche, die wie eine Massage mit den Fingern wirkt und tiefere Gewebeschichten anspricht. Sie sind besonders effektiv bei stark verklebten Faszien oder muskulären Verspannungen, können jedoch für Anfänger etwas schmerzhaft sein.
4. Material
- EVA-Schaumstoff: Dieser Schaumstoff ist recht weich und flexibel, wodurch die Rolle angenehm zu verwenden ist. Sie eignet sich besonders für Anfänger.
- EPP (Expandiertes Polypropylen): EPP-Rollen sind fester und langlebiger. Sie bieten eine intensive Massage und sind gut für erfahrene Nutzer geeignet. Sie haben zudem den Vorteil, dass sie sehr leicht sind.
- PU-Schaumstoff: Manche Rollen sind mit einem weichen PU-Schaumstoff überzogen, um Komfort zu bieten. Sie sind eine gute Wahl, wenn Sie eine sanfte, aber dennoch effektive Behandlung suchen.
5. Anwendungszweck
- Selbstmassage: Wenn die Rolle hauptsächlich für die Selbstmassage gedacht ist, sollte eine mittlere Härte gewählt werden, um sowohl die Muskelentspannung zu fördern als auch die Faszien zu stimulieren.
- Sportliche Anwendung: Wenn Sie die Rolle zur Muskelregeneration nach dem Sport verwenden möchten, sind härtere Rollen oder solche mit einer strukturierten Oberfläche empfehlenswert.
- Yoga oder Pilates: Für Yoga- und Pilates-Übungen eignen sich oft weiche oder mittelfeste Rollen, die auch als Hilfsmittel zur Unterstützung der Übungen genutzt werden können.
6. Gewicht und Transport
- Wenn Sie die Faszienrolle zu Fitnesskursen oder ins Fitnessstudio mitnehmen möchten, sollte sie leicht und einfach zu transportieren sein. Hierfür sind Rollen aus EPP besonders geeignet, da sie sehr leicht sind. Einige Modelle haben auch eine Tragetasche oder einen Tragegurt.
7. Preis-Leistungs-Verhältnis
- Faszienrollen gibt es in verschiedenen Preisklassen. Während preisgünstige Rollen oft aus härterem Kunststoff bestehen und weniger langlebig sind, bieten etwas teurere Rollen eine bessere Qualität, ein angenehmeres Material und eine längere Haltbarkeit. Hier lohnt es sich, in eine gute Qualität zu investieren, besonders wenn Sie die Rolle regelmäßig nutzen.
8. Besondere Ausführungen
- Massagerollen mit Vibration: Einige Faszienrollen bieten eine Vibrationsfunktion, die die Selbstmassage noch effektiver machen soll. Sie sind eine interessante Option für Menschen, die tiefer in die Muskulatur eindringen und Verklebungen lösen wollen.
- Hohlkernrollen: Diese Rollen sind hohl und daher stabiler. Sie bieten mehr Druck und sind ideal für eine intensivere Massage.
Zusammenfassung
- Härtegrad: Wählen Sie die Härte entsprechend Ihrer Schmerzempfindlichkeit und Erfahrung.
- Größe: Kleinere Rollen für gezielte Anwendungen, größere für den gesamten Körper.
- Struktur: Glatte Rollen für sanfte Anwendungen, genoppte Rollen für intensivere Massage.
- Material: Achten Sie auf Qualität – EVA und EPP sind häufig verwendete und bewährte Materialien.
- Anwendungszweck: Überlegen Sie, ob die Rolle für Sport, Regeneration oder Alltagsmassage gedacht ist.
- Transport und Gewicht: Berücksichtigen Sie, ob Sie die Rolle oft transportieren möchten.
Mit der richtigen Faszienrolle können Sie Ihre Beweglichkeit verbessern, Verklebungen lösen und Verspannungen effektiv lindern.
Faszien-Training ist eine effektive Methode, um die Beweglichkeit zu verbessern, Schmerzen zu lindern und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern. Dank seiner vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten und den geringen Anforderungen an Ausrüstung ist es eine wunderbare Ergänzung zu jeder Fitness-Routine, die sowohl Anfängern als auch erfahrenen Sportlern Vorteile bietet. Ob als eigenständiges Training oder als Ergänzung zu anderen Sportarten – Faszien-Training lohnt sich für jeden, der auf seine Gesundheit und Beweglichkeit Wert legt.